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16.11.2019 Insektenraritäten am Rande des Verschwindens

Cham.- Es gibt immer mehr Insektenarten, die selten sind – Ralph Sturm konnte bei seinem Vortrag am Samstagabend, zu dem der BUND Naturschutz eingeladen hatte, keine sehr aufbauende Botschaft mitbringen. Einige Spezies sind schon aus den Lebensräumen verschwunden, in denen sie noch einige Jahre zuvor gesichtet wurden, oder, noch schlimmer, komplett ausgestorben. Trotzdem war die Reise durch die Welt der Insekten dank der meisterhaften Aufnahmen des Experten ein wahrer Augenschmaus.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Vortragsraum der Klostermühle Altenmarkt. Ralph Sturm begrüßte die Besucher mit ein paar wunderschönen Schmetterlingsbildern und zeigte anschließend  Luchs, Wolf, Biber, Feldlerche, Schwarzstorch und Kiebitz: Alles geschützte und vor allem seltene Arten, die jeder kennt. Bei dem Apollofalter fehlt diese Betroffenheit.

Die seltenen Arten werden bei den Insekten immer häufiger und niemand nimmt es wahr. Es gibt aber nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner die mit den Bedingungen besser zurechtkommen. Der Goldglänzende Rosenkäfer wird in der Roten Liste als gefährdete Art geführt, hat sich aber heuer massenhaft vermehrt. Arten, die in Norditalien heimisch sind, tauchen jetzt bei uns auf, zum Beispiel die Zebraspinne.

Keine anderen Lebewesen reagieren auf Veränderungen der Umwelt so schnell und so eindeutig wie Insekten. Das Tagpfauenauge war in unseren Gärten in den letzten Jahren häufiger Gast, in den letzten beiden Jahren hat die Zahl der Besuche jedoch drastisch abgenommen. Der Rückgang ist den Trockensommern der letzten drei Jahre geschuldet. Die Raupe des Tagpfauenauges ernährt sich von Brennnesseln, die besonders unter der Trockenheit litten und ihre Zellwände verdickt haben, um Wasser zu sparen. Die Raupe des Falters kommt damit nicht zurecht und in der Folge geht die Artenzahl zurück. Zudem werden in Gärten und an Straßenrändern Brennnesseln gnadenlos vernichtet. In diesem Fall helfen auch die Blühstreifen nicht weiter, sie liefern zwar Nektar für den Falter, aber keine Nahrung für die Raupen.

Viele Schmetterlinge sind auf ganz spezielle Lebensräume angewiesen, die immer seltener werden und oft nur erhalten werden können, wenn man sie unter Schutz stellt. Ein Beispiel dafür ist der Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling, der Magerwiesen mit dem Großen Wiesenknopf und einer speziellen Ameisenart zum Überleben braucht. Der Flächenhunger durch Siedlungen, Gewerbegebiete und Straßenbau vernichtet diese oft auch als Ödland bezeichneten Flächen. Mit dem Verlust der Lebensräume verschwinden auch die darauf angewiesenen Insektenarten.

Wenn die Bedingungen stimmen, kommen Insekten mit kleinsten Flächen zurecht. Jeder kann seinen Garten insektenfreundlicher gestalten: Rasenflächen verkleinern und den Rest nur einmal im August mähen, Steinhaufen, Sandflächen, Offenbodenflächen, Wasserflächen und Komposthaufen anlegen. Den Garten sich selbst überlassen und nur wenig eingreifen und in wenigen Jahren entsteht das Insektenparadies von selbst.

Cham.- Es gibt immer mehr Insektenarten, die selten sind – Ralph Sturm konnte bei seinem Vortrag am Samstagabend, zu dem der BUND Naturschutz eingeladen hatte, keine sehr aufbauende Botschaft mitbringen. Einige Spezies sind schon aus den Lebensräumen verschwunden, in denen sie noch einige Jahre zuvor gesichtet wurden, oder, noch schlimmer, komplett ausgestorben. Trotzdem war die Reise durch die Welt der Insekten dank der meisterhaften Aufnahmen des Experten ein wahrer Augenschmaus.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Vortragsraum der Klostermühle Altenmarkt. Ralph Sturm begrüßte die Besucher mit ein paar wunderschönen Schmetterlingsbildern und zeigte anschließend  Luchs, Wolf, Biber, Feldlerche, Schwarzstorch und Kiebitz: Alles geschützte und vor allem seltene Arten, die jeder kennt. Bei dem Apollofalter fehlt diese Betroffenheit.

Die seltenen Arten werden bei den Insekten immer häufiger und niemand nimmt es wahr. Es gibt aber nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner die mit den Bedingungen besser zurechtkommen. Der Goldglänzende Rosenkäfer wird in der Roten Liste als gefährdete Art geführt, hat sich aber heuer massenhaft vermehrt. Arten, die in Norditalien heimisch sind, tauchen jetzt bei uns auf, zum Beispiel die Zebraspinne.

Keine anderen Lebewesen reagieren auf Veränderungen der Umwelt so schnell und so eindeutig wie Insekten. Das Tagpfauenauge war in unseren Gärten in den letzten Jahren häufiger Gast, in den letzten beiden Jahren hat die Zahl der Besuche jedoch drastisch abgenommen. Der Rückgang ist den Trockensommern der letzten drei Jahre geschuldet. Die Raupe des Tagpfauenauges ernährt sich von Brennnesseln, die besonders unter der Trockenheit litten und ihre Zellwände verdickt haben, um Wasser zu sparen. Die Raupe des Falters kommt damit nicht zurecht und in der Folge geht die Artenzahl zurück. Zudem werden in Gärten und an Straßenrändern Brennnesseln gnadenlos vernichtet. In diesem Fall helfen auch die Blühstreifen nicht weiter, sie liefern zwar Nektar für den Falter, aber keine Nahrung für die Raupen.

Viele Schmetterlinge sind auf ganz spezielle Lebensräume angewiesen, die immer seltener werden und oft nur erhalten werden können, wenn man sie unter Schutz stellt. Ein Beispiel dafür ist der Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling, der Magerwiesen mit dem Großen Wiesenknopf und einer speziellen Ameisenart zum Überleben braucht. Der Flächenhunger durch Siedlungen, Gewerbegebiete und Straßenbau vernichtet diese oft auch als Ödland bezeichneten Flächen. Mit dem Verlust der Lebensräume verschwinden auch die darauf angewiesenen Insektenarten.

Wenn die Bedingungen stimmen, kommen Insekten mit kleinsten Flächen zurecht. Jeder kann seinen Garten insektenfreundlicher gestalten: Rasenflächen verkleinern und den Rest nur einmal im August mähen, Steinhaufen, Sandflächen, Offenbodenflächen, Wasserflächen und Komposthaufen anlegen. Den Garten sich selbst überlassen und nur wenig eingreifen und in wenigen Jahren entsteht das Insektenparadies von selbst.


09.10.2019 Frieden suchen am Ludwigsberg

Am Sonntagnachmittag war rund um den Ludwigsberg und Weißenregen eine ganz spezielle Gruppe auf der Pirsch. Gemäß der Jahreslosung „Suche Frieden und jage ihm nach!“ führten Pfarrerin Kathrin Nagel, Kaplan Matthias Meckel und Umweltpädagogin Ute Schödel-Geiger vom BUND Naturschutz eine Wanderung zum Thema „Frieden“ und beleuchteten an verschiedenen Stationen christliche, ökumenische und ökologische Aspekte.

Beim ersten Halt ging es um den Laubwald am Ludwigsberg. Dieser Waldbestand wäre in Deutschland ohne Zutun des Menschen flächendeckend vorzufinden, erklärte Schödel-Geiger. Viele verschiedene Baumarten sind auf die unterschiedlichen Standorte spezialisiert und angepasst. Die Fichte hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet nur in den Höhenlagen. Der Laubwald bietet Lebensraum für bedeutend mehr Tier- und Pflanzenarten als der Nadelwald, und auch für uns größtenteils unsichtbare Lebewesen wie Pilze durchziehen mit ihrem Geflecht den Waldboden. „Die Natur ist kein Wohnzimmer“, so die Umweltpädagogin, also muss man im Wald oder auch im Garten  nicht alles penibel aufräumen. Vermeintlich totes Holz bietet wichtigen Lebensraum für Spechte, Käferarten wie den sehr seltenen Hirschkäfer oder eben Pilzen. „Wer in Unfrieden mit der Natur lebt, zieht immer den Kürzeren“, sagte die Umweltpädagogin.

Am Schwedenstein erinnerte man sich an den 30jährigen Krieg, einem Konflikt, bei dem es im Grunde um Macht und die Ausweitung des jeweiligen Herrschaftsbereiches ging. Den Kriegshandlungen folgten Hunger und Seuchen und brachten über Jahrzehnte Unfrieden über die Bevölkerung. Dies bewog Pfarrerin Kathrin Nagel, etwas über den Begriff „Frieden“ zu sagen, der weltweit bekannt ist als „Schalom“. Er beinhaltet weit mehr als nur Friede. Dazu gehört auch Zufriedenheit mit sich selbst, mit anderen und mit Gott. Genauso auch die Sehnsucht nach umfassendem Heil-Sein, die jeden Menschen antreibt. Angesichts der Natur und ihrem Umgang damit passt aber am besten die Bedeutung „Vervollständigung“: wenn der Mensch sein Zusammenleben mit der Natur als Vervollständigung und gegenseitige Bereicherung begreift, ist ein Miteinander möglich, das Natur und Mensch gerecht wird.

Beim ehemaligen Richtplatz ging Kaplan Meckel auf die von Gott gewollte Würde des Menschen ein. Es sei eindeutig erwiesen, dass die Todesstrafe nicht abschreckend wirkt und somit zurecht abgeschafft ist.

Eine kleinteilige Landwirtschaft, also Felder und Wiesen durchsetzt mit Hecken, wie sie auf dem Weg zur Kirche Weißenregen zu finden ist, ist ökologisch sehr wertvoll, sagte Schödel-Geiger. Überhaupt werde der Wert der Hecken häufig unterschätzt. Als Sonnen- und Windschutz helfen sie, die Krume des Ackers festzuhalten. Für Vögel und auch Niederwild bieten sie Brutplätze und Unterschlupf, die ihrerseits wieder schädliche Insekten auf den angebauten Pflanzen vertilgen. Auf den Menschen üben sie eine heilende Wirkung aus, beispielsweise in Form von den Vitamin C enthaltenden Hagebutten oder Holunder, bei dem man Blüten und Beeren bei Erkältung einsetzen kann und vor dem man den Hut ziehen sollte. Auch ein mächtiger, alter Baum ist ein Ökosystem für sich mit verschiedensten Lebensräumen und sollte erhalten werden.

Viel wurde auf der Wanderung über Frieden geredet und angeregt, in der Kirche Weißenregen wurde auch die Gelegenheit genutzt, gemeinsam für den Frieden zu beten.

Mit Vaterunser und Segen endete die gemeinsame Wanderung im Kurpark, und jeder machte sich auf seinen eigenen Weg des Friedens auf.


20.09.2019 Klima-Demo in Regensburg

Im Jubel von mehreren tausend Freitags-Demonstranten wurden am Ernst-Reuter-Platz ca. 2000 Radfahrer aller Altersgruppen nach ihrer Rundfahrt durch Regensburg empfangen. Vertreter von Bund Naturschutz und BI Bayerwald gegen Atomanlagen  aus dem Landkreis Cham waren mit dem Zug angereist um für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Bei der Auftaktkundgebung überwog trotz des ernsten Themas - das von einer Vertreterin von Fridays for Future Regensburg sehr emotional auf den Punkt gebracht wurde - angesichts der großen Beteiligung vor Ort sowie den eingestreuten Berichten über Teilnahmerekorde in anderen Städten eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Wozu sicher auch die Begleitmusik sowie die Einbeziehung der Teilnehmer ihren Beitrag leisteten. Neben lautstarken Sprechchören lösten Kniebeugen mit Strecksprüngen bei „Kohle runter“ und „Erneuerbare hoch“ bei den Jüngsten Begeisterung aus, während sie manchen älteren Teilnehmer an die körperlichen Grenzen brachten. Nach der Rede eines Vertreters von Scientists for Future, in der die Fakten noch einmal aufgezeigt wurden, bildeten Radfahrer und Fuß-Demonstranten eine Menschenkette rund um die Altstadt, in die sich auch die Chamer einreihten. Eine halbe Stunde später wurde die Menschenkette aufgelöst und alle strömten in Richtung Domplatz zur dortigen Abschlusskundgebung. Die Teilnehmer aus Cham zollten den Organisatoren großen Respekt angesichts des reibungslosen Ablaufs der Demo, hegten auf der Rückfahrt jedoch Zweifel, ob mir den im Vorfeld bekannt gewordenen Klimaschutzmaßnahmen der Politik das für 2030 gesetzte Ziel erreicht werden kann; wenn diese nicht einmal bereit ist das Rasen auf der Autobahn mit einem Tempolimit zu begrenzen.


17.09.2019 Hier ist Bio Trumpf


03.09.2019 Miteinander Uferzonen gestalten


16.08.2019 Problem oder Opfer?

16.08.2019 Teichwirte gleich behandeln wie Landwirte


08.08.2019 Flugzeit des Schachbrettfalters hat begonnen

Sommerzeit ist Schmetterlingszeit. Auch der „Schmetterling des Jahres 2019“ ist nun wieder zu beobachten: der Schachbrettfalter (Melanargia galathea). Mit seiner schwarz-weiß gefleckten Zeichnung ist er für Laien ebenfalls gut zu erkennen und wurde ab Juli auch im Landkreis Cham gesichtet.Der Schachbrettfalter wurde vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Schmetterling des Jahres 2019 gekürt. Mit der Auszeichnung soll auf die Bedrohung der Schmetterlingsart durch den Rückgang extensiv genutzter Wiesen aufmerksam gemacht werden. Um dem schönen Schmetterling zu helfen, ruft der BUND Naturschutz (BN) dazu auf, Wiesen mosaikartig zu mähen und Randstreifen von Bahndämmen, Feldwegen oder Gräben auch mal stehen zu lassen. „Im Siedlungsbereich können Gartenbesitzer nährstoffarme und trockenwarme Wiesen für den Falter anlegen“, erklärt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN. „Da Schachbrettfalter schon auf kleinen Flächen in größerer Anzahl leben können, tragen bereits solche kleinen Inseln dazu bei, die Art zu schützen.“

Das kann Karola Jackisch vom BN Cham nur bestätigen. Sie nimmt am Tagfaltermonitoring des BN in Perwolfing teil und kennt sich daher mit dem Vorkommen der Schmetterlinge bestens aus. „7 Schachbrettfalter habe ich in diesem Sommer schon gesehen“, stellt die Expertin zufrieden fest. Dass heuer insgesamt sehr wenige Tagfalter zu sehen sind, kann sie nur bestätigen. Auf ihrer Monitoring-Strecke liegen jedoch zwei Naturgärten und eine kleine Wiese, die nicht gemäht wird – die Rettung für den Schachbrettfalter. Entscheidend für sein Vorkommen sind eben nährstoffarme blütenreiche Wiesenbereiche, die bis Ende Juli noch nicht gemäht wurden. Denn nur dort lassen die Weibchen ihre Eier einzeln zu Boden fallen, teilweise während des Fluges. Aufgrund von Düngung und einer frühen Mahd sind solche Wiesen heute vielerorts selten geworden. Durch die Umsetzung des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ können sich die Zukunftsaussichten des markanten Falters in Bayern wieder verbessern.

Der Schachbrettfalter besitzt ein einzigartiges Muster auf seinen Flügeln, das ihm seinen Namen gegeben hat. Die Flügel des Schmetterlings sind auf der Oberseite schwarz oder dunkelbraun und weiß gefärbt und wirken wie ein Schachbrett. Die Unterseite der Flügel ist weniger kontrastreich und zeigt mehrere schwarzbraune und weiße Augenflecken. Die Schmetterlinge haben eine Spannweite von 40-50 Millimetern und gehören damit zu den mittelgroßen Faltern. Ein besonderes Verhalten zeigen die Männchen. Statt wie die Männchen anderer Schmetterlingsarten auf Beobachtungsposten auf vorbeifliegende Weibchen zu warten, begeben sie sich gezielt auf die Suche nach frisch aus den Puppen geschlüpften Weibchen und begatten diese an Ort und Stelle.

Die rosa gefärbten Raupen des Schachbrettfalters, die im Sommer aus den Eiern schlüpfen, überwintern in der Streu am Erdboden, ohne vorher Nahrung aufzunehmen. Erst im März des Folgejahres beginnen sie, an verschiedenen Gräsern zu fressen. Die Eigenschaft, sich nicht etwas von Kräutern, sondern von Gräsern zu ernähren, teilt der Schachbrettfalter mit den anderen Tagfaltern aus der Unterfamilie der Augenfalter. Die älteren Raupen sind dicht behaart und entweder graubraun oder grün gefärbt. Zunächst sind die kleinen Raupen tagaktiv, später fressen sie nur noch nachts, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Ab Mai verpuppen sich die Tiere in einem Gespinst an der Basis eines Grasbüschels. Die nach wenigen Wochen ausgewachsenen Schmetterlinge schlüpfen ab Mitte Juni und ernähren sich dann hauptsächlich vom Nektar violetter Blüten wie Flockenblume, Kratzdistel oder Skabiose. Sie können bis ca. Ende August beobachtet werden.

Auch Robert Kurzmann, Vorsitzender des BN Cham, hat den auffällig gezeichneten Schachbrettfalter schon auf seinen Mähweiden bei Waldmünchen fliegen sehen, die er nicht düngt und extensiv bewirtschaftet. Dieses seltene Glück kann grundsätzlich jedem Garten- und Grundstücksbesitzer beschieden sein, der auch mal „fünfe grade sein lassen“ kann. Und wenn es auch nur eine kleine Fläche ist, die nicht gedüngt und spät gemäht wird – schon bald stellen sich Pflanzen und Tiere ein, die auf derartige Lebensräume angewiesen sind. Vielleicht ist ja auch ein Schachbrettfalter dabei.

 


03./04.08.2019 Spende für die Umweltbildung


24.07.2019 Unterwegs im Mühlenbach


19.06.2019 Naturschätze in der Burgruine Runding

Die ausgewogene Mischung aus kulturhistorischen und botanischen Erläuterungen machte den Reiz der Exkursion zur Burgruine Runding am vergangenen Sonntag aus. Exkursionsleiter war Helmut Kleisinger, der sowohl im Verein der Burgfreunde Runding e. V. als auch im Bund Naturschutz aktiv und somit Experte in beiden Welten ist.

Erbaut wurde die Burg Runding durch die Familie Runtinger, die erstmals 1118/1119 urkundlich erwähnt wurde, danach war sie überwiegend Sitz der gräflichen und freiherrlichen Nothafft und wurde nach und nach zu einem der größten und bedeutendsten Schlösser des Bayerischen Waldes ausgebaut. Ab 1549 befand sich die Burg vorübergehend unter der Herrschaft des fränkischen Geschlechts der Eyb bis es 1829 durch den Bayerischen Staat erworben und an einen Münchner Bankier weiterverkauft wurde. Ab diesem Zeitpunkt erfolgte der Teilabbruch der Burg und Verfall der Gebäude, da der neue Besitzer vor allem Interesse an den Ländereien und nicht an der Burg hatte. Ab 1958 erfolgten erste Erhaltungsmaßnahmen in Trägerschaft der Gemeinde Runding. Seit 1996 widmet sich der Verein der Burgfreunde Runding e.V. der Sicherung und Sanierung der verbliebenen Mauern. 1999 bis 2011 wurden archäologische Grabungen vorgenommen, durch die das Alter der einzelnen Teile der Ruine bestimmt werden konnten. Besonders zahlreiche Funde von Scherben entdeckte man im Bereich der Abfallgrube.

Das Gebiet der Ruine Runding zeichnet sich botanisch durch eine große Artenvielfalt aus. Grund hierfür ist, dass für den Bau viel Kalk verwendet wurde. Daher finden kalkliebenden Pflanzen im Bereich der Mauern einen Lebensraum in einer Gegend, die ansonsten kalkarm ist. In der Nähe der Mauern finden sich lichtliebende Pflanzen, im Burggraben, in dem sich Nährstoffe sammeln, Gewächse, die reiche, feuchte Böden bevorzugen. Es kommen zahlreiche Heilpflanzen vor wie das Bilsenkraut, das im Mittelalter als Narkosemittel verwendet wurde, der Natternkopf, der in seiner Wirkung dem Beinwell ähnelt, Schöllkraut gegen Warzen und der wilde Majoran. Auch Schierling kommt vor, der durch Nervenlähmung bis zum Ersticken führt. Aufgrund der „Hals- und Stockgerichtsbarkeit“, die die Burgherren innehatten, wurden damit Todesurteile vollstreckt.

Am höchsten Punkt der Burg, dem stärksten „Kraftort“, wie Wünschelrutengänger festgestellt haben, erläuterte Kleisinger den gut 30 Teilnehmern der Exkursion wie in früheren Zeiten die Wasserversorgung der Burg mithilfe einer Wasserleitung vom Haidstein funktionierte, die aus gebohrten Fichtenstämmen bestand und zur Zisterne führte.

Wie von Mitgliedern des Vereins der Burgfreunde Runding betont wurde, ist die Burgruine Runding seit 2012 ein Archäologisches Freilichtmuseum und kann kostenlos jederzeit besichtigt werden und auch für Picknicks genutzt werden. Ausführliche Schautafeln erläutern sämtliche Gebäudeteile wie Brunnen, Backofen, Pferdestall und Grundmauern der früheren Zimmer, so dass sich ein Besuch auch ohne offizielle Führung lohnt.


24.05.2019 Wer zwitschert denn da?

Unsere heimische Vogelwelt besser kennenlernen

Cham.- Wer kennt ihn nicht, den Ruf des Kuckucks, der seit kurzem wieder bei uns erschallt. Wer das typische „kuckuck“ zum ersten Mal im Jahr hört, soll seinen Geldbeutel berühren, damit ihm im ganzen Jahr das Geld nicht ausgeht – so erzählt es zumindest der Volksglaube. Mit den anderen Vogelstimmen ist es schon weitaus schwieriger. Die Kenntnis heimischer Tiere und Pflanzen geht immer mehr zurück. Deswegen bietet der BUND Naturschutz (BN) in Bayern einen ganz besonderen Service an: Vogelstimmen per WhatsApp erkennen.

Zum internationalen Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai ist dieses ganz besonderes Projekt gestartet. Und so funktioniert´s: Zum Mitmachen braucht man nur ein Smartphone und den Nachrichtendienst WhatsApp. Einfach die Nummer der Vogelstimmenhotline 0160/4424450 eingeben und als Kontakt speichern. Hört man einen unbekannten Vogel zwitschern, kann man einfach sein Smartphone zücken und per Sprachnachricht den Vogelgesang aufzeichnen. Der „Vogelphilipp“ hört sich jede Aufnahme einzeln an und antwortet zeitnah mit dem Namen des singenden Vogels und ein paar Informationen zum Tier.

Das deutschlandweit einzigartige Projekt lief bisher nur regional, 2016 in Landshut, 2017 in Regensburg und vergangenes Jahr in Nürnberg. Über 1200 Menschen haben mit über 10 000 Einsendungen bisher begeistert daran teilgenommen.
Philipp Herrmann, wie der „Vogelphilipp“ wirklich heißt, hält Vogelstimmen-Apps technisch noch nicht für ausgereift. Nebengeräusche und vor allem die verschiedenen Dialekte der Vögel machten es der Technik schwer, das Gezwitscher eindeutig zuzuordnen. Im Gegensatz dazu könne das menschliche Gehör hier klar differenzieren und auch gleichzeitig singende Vögel problemlos unterscheiden.

Der BUND Naturschutz beobachtet mit Sorge, dass die Kenntnis heimischer Tiere und Pflanzen immer mehr zurückgeht. Die Vogelstimmenhotline ist eine von vielen Aktionen des BN, um die Artenkenntnis zu fördern. Ein weiterer Vorteil der Vogelstimmen-Hotline: Wenn jemand hier seltene Arten meldet, werden diese von Philipp Herrmann aufgenommen und Hinweise zu Schutzmaßnahmen gegeben.
Der „Vogelphilipp“ erkennt alle heimischen Singvögel an ihrer Stimme. Schon als kleiner Junge nahm er an Vogelstimmen-Wanderungen des BUND Naturschutz teil, und hörte Vogelstimmen-CDs zum Einschlafen. So wurde er schließlich ein ausgewachsener Vogelkundler.
 


05.04.2019 Wer brummt denn da?

Landesweite Aktion „Hummelfrühling“ startet

Cham.- Die Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz ruft zur bayernweiten Aktion „Hummeltelefon“ auf. Jeder kann Hummelfotos einreichen, ein Expertenteam antwortet. Nach großer Resonanz im letzten Jahr bieten der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) und das Institut für Biodiversitätsinformation e.V. (IfBI) zum Frühlingsanfang erneut diesen einzigartigen Service an.
Auch wenn Osser und Arber noch schneebedeckt sind, sind die dicken Brummer bei frühlingshaften Temperaturen schon unterwegs. Bereits ab 5° Celsius fliegen Hummeln auf der Suche nach Nektar und Wohnraum. Sie finden eine Hummel im Garten oder auf der Wiese und würden gerne wissen, welche Art es ist? Über das „Hummeltelefon“ können Sie das herausfinden. Fotografieren Sie den kleinen Brummer und schicken Sie das Bild per WhatsApp an 0151-18460163 oder per E-Mail an hummelfund@ifbi.net. Handyfotos von den ersten Hummeln werden von einem Expertenteam bestimmt und mit Informationen zu der jeweiligen Art beantwortet.

41 verschiedene Hummelarten gibt es in Deutschland. 16 davon sind bereits gefährdet. In Bayern stehen 13 Hummelarten auf der Roten Liste. Mit dem Hummeltelefon fördern BN und IfBI das Bewusstsein dafür, wie wertvoll Hummeln – stellvertretend für alle Insekten – sind. Eine der ersten Hummeln im Jahr ist die Wiesenhummel (Bombus pratorum). Diese Art mit dem roten Hintern und den zwei gelben Querstreifen besucht schon ab Mitte Februar Frühblüher wie Schneeglöckchen, Haselnuss und Co.

Um fliegen zu können, muss die Wiesenhummel ihren Körper auf etwa 35 °C aufheizen. Durch Vibrationen mit ihrer starken Brustmuskulatur schafft sie das schon ab wenigen Grad über Null. Honigbienen sind erst ab 10 °C Außentemperatur flugaktiv. Hummeln sind wahre Flugkünstler – obwohl ihre Flügel eigentlich viel zu klein sind, um den enorm dicken Körper zu tragen. Das Geheimnis liegt darin, dass die Flügel bis zu 200mal in der Sekunde schlagen und sich durch ihre Beweglichkeit dabei drehen und verwinden. Das erzeugt Luftwirbel. Wie bei einem Tornado: die Luftwirbel saugen den Flügel in die Höhe. Und so fliegt die Hummel eben doch.

„Da immer weniger Wildbienen in heimischen Gärten zu finden sind, möchten wir mit dieser Aktion auf das Insektensterben aufmerksam machen und die Menschen für die pelzigen Flieger begeistern“, sagt Klaus Mandery, Leiter des IfBI, Vorsitzender des BN Haßberge und Bienenexperte.
Jeder Hummelfund wird auch dieses Jahr wieder in eine interaktive Karte eingetragen. 2018 waren es mehr als 1.000 Funde! So kann man mehr über die Verbreitung der Hummelarten in Bayern lernen. Das ist enorm wichtig, um den Schutz der Wildbienen bestmöglich an deren Bedürfnisse anpassen zu können.

Der Ablauf in Kürze:
1. Nummer hinzufügen: Auf WhatsApp die Nummer 0151-18460163 zu Kontakten speichern

2. Bild machen: Eine Hummel im Garten oder auf einer Wiese fotografieren

3. Zusenden: Das Bild schicken – ein Hummelexperte antwortet


26.02.2019 Neuwahlen beim BN


07.02.2019 Der Wildkatze auf der Spur

Anfang Februar beginnt auch dieses Jahr die Lockstocksaison um herauszufinden, wo und wie viele Wildkatzen es bei uns im Landkreis gibt. Aktuell werden die Gebiete Hoher Bogen/Kötzting, um Roding, Rötz und Waldmünchen genauer unter die Lupe genommen. Seit dem Winter 2012/2013 beteiligt sich die Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz an dem Projekt „Wildkatzensprung“. Wir konnten erfolgreich durch das große Engagement von Ehrenamtlichen und das freundliche Entgegenkommen der Waldbesitzer die Wildkatze bei uns nachweisen.

Die Wildkatze bevorzugt als Lebensraum größere zusammenhängende Waldgebiete, die nicht zu sehr von Straßen durchschnitten sind. Beim Überqueren der Straßen verlieren viele Wildkatzen ihr Leben.

Um herauszufinden, wo die Wildkatze auch bei uns im Landkreis vorkommt, stellen wir jährlich in den Wintermonaten angeraute Lockstöcke, dies sind ca. 60cm hohe Dachlatten, in den Wäldern auf. Die Lockstöcke werden mit Nummern versehen, um sie später genau zuordnen zu können. Man bedient sich hier eines Tricks: Weil man weiß, dass die Wildkatzen von Baldrianduft magisch angezogen werden, besprüht man die Holzpflöcke wöchentlich damit. Die Katze reibt sich daran und hinterlässt Haare.

Einmal pro Woche werden die Lockstöcke von Ehrenamtlichen in den Monaten Februar, März und April nach Wildkatzenhaaren abgesucht. Insgesamt finden acht Kontrollgänge in der Zeit von Februar bis April statt.

Die eingesammelten Haare werden anschließend im Labor des Forschungsinstituts Senckenberg genetisch untersucht. Anhand der DNA-Analyse kann man sicher abklären, ob es sich um eine Wildkatze handelt.

Die Wildkatze steht in Bayern auf der Roten Liste. Sie ist mit bloßem Auge kaum von unseren verwilderten Hauskatzen zu unterscheiden und wird oft mit ihnen verwechselt. Sie ist jedoch eine eigene Art und im Gegensatz zu unserer Hauskatze eine Ureinwohnerin Bayerns.

Eine Bitte an die Waldbesitzer und Wanderer: Stöcke stehen lassen und auch nicht versetzen.

 


02.02.2019 Dem Moor geht es nicht gut


19.01.2019 Insektenschwund

Cham.- Auf unserer Erde findet ein Artensterben statt, so schnell, dass es Wissenschaftler mit dem Aussterben der Dinosaurier gleichsetzen. Erstmalig in der Erdgeschichte ist allein der Mensch der Verursacher dieser globalen dramatischen Entwicklung. Das muss uns nicht nur Sorge bereiten, sondern wir müssen schleunigst zum Handeln anfangen, zum Wohl von uns selbst und von unseren Kindern und Enkeln. Mit diesen deutlichen Worten beschrieb der Insektenforscher Dr. Andreas Segerer die drastischen Ausmaße des Insektenschwunds und seine Ursachen.

Trotz der kurzfristigen Verlegung des Vortrags in den Rathaussaal waren etwa 150 Zuhörer der Einladung des BUND Naturschutz, Kreisgruppe Cham gefolgt. Vorsitzender Robert Kurzmann erinnerte in seiner Begrüßung an das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ als eine Möglichkeit, wie jeder einzelne etwas für den Insektenschutz tun kann. „Das Insektensterben ist keine Einbildung!“, so begann Dr. Segerer, der Leiter der Abteilung für Entomologie, also Insektenforschung, an der Zoologischen Staatssammlung in München ist. Jeder Autofahrer bemerkt in den Sommermonaten, dass fast keine Insekten mehr an der Windschutzscheibe kleben. Trotzdem wird immer wieder versucht, „die harten Fakten der Wissenschaft zu relativieren“; es geht um Milliardenumsätze bei Düngern, Pestiziden oder bei Gewerbesteuern für Gemeinden. Da werden Halbwahrheiten verbreitet, um eigene Interessen zu wahren statt schnellstens gemeinsame, konstruktive Lösungen zu suchen, bedauerte der Wissenschaftler und appellierte an die Zuhörer: Machen Sie sich ein eigenes Bild!

Wie schlimm ist es also mit dem Rückgang der Insekten wirklich? Erst die so genannte Krefelder Studie rückte das Problem in die öffentliche Wahrnehmung. Mitarbeiter des Krefelder Entomologischen Vereins hatten an insgesamt 63 Standorten in Nordrhein-Westfalen einen Rückgang aller Fluginsekten um 76 Prozent in den letzten 27 Jahren festgestellt – eine schockierende Zahl! In Bayern, das immerhin ein Fünftel der gesamtdeutschen Fläche ausmacht, sieht es auch nicht besser aus. Bei Schmetterlingen, einer sehr artenreiche Gruppe, kann man auf historische Daten zurückgreifen. Diese Zahlen belegen: In den letzten 30 Jahren vor der Jahrtausendwende sind mehr Arten ausgestorben, als in den gesamten 200 Jahren davor. Der Insektenforscher spricht dabei von einer exponentiellen Beschleunigung, also von einer sehr rasanten Abnahme, die dramatische Ausmaße angenommen hat. Schmetterlinge sind Bioindikatoren, sie funktionieren wie ein Fieberthermometer für die Umwelt. Geht es den Schmetterlingen nicht gut, geht es auch vielen anderen Insekten nicht gut. Das Fatale an dieser Entwicklung: Auch Naturschutzgebiete, die „hot spots“ der Artenvielfalt, sind vom massiven Rückgang betroffen! Das musste der gebürtige Regensburger quasi vor der Haustür am Keilberg schmerzlich erfahren. Eine 175 Jahre zurückreichende Datenreihe ergab allein bei den Tagfaltern einen Rückgang der Arten um 39 Prozent. Und in jedem Garten, in dem ein Sommerflieder blüht, lässt sich beobachten: An diesem „Magneten“ für Schmetterlinge finden sich über die Jahre hinweg immer weniger Individuen und Arten ein.

Einen Zuwachs gibt es dennoch, auch wenn das kein Grund zur Freude ist: Die Roten Listen über die vom Aussterben bedrohten Arten werden immer länger. Auf der Roten Liste der Biotope in Deutschland, dazu gehören zum Beispiel Feuchtwiesen, Moore oder Magerrasen, sind sogar zwei Drittel als gefährdet eingestuft. „Die Arten sterben mit ihren Lebensräumen“, brachte Dr. Segerer diesen wichtigen Zusammenhang auf den Punkt. Sich ein eigenes Bild machen – dazu gehört auch, politische Ankündigungen kritisch zu hinterfragen. Den Insektenschwund bis 2020 auf dem Niveau von 2008 zu halten, hört sich erst einmal positiv an. Aber wo ist der Gewinn, wenn das Niveau von 2008 schon ins Bodenlose gefallen ist?

Leider funktioniert es nicht, sich mit einem „Was gehen mich die Insekten an?“ aus der Verantwortung zu stehlen. Denn Insekten sind systemrelevant, heißt: Wenn es den Insekten schlecht geht, haben wir alle ein Problem. Der Biodiversitätsforscher erklärte anhand von vier Punkten, wie tief Insekten mit unserem Leben vernetzt sind.  Zum einen sind 90 Prozent unserer Pflanzenarten und drei Viertel unserer Nutzpflanzen auf Bestäubung angewiesen. Insekten erwirtschaften also einen Nutzen von ca. 153 Milliarden Euro pro Jahr für uns. Oder kurz gesagt: Ohne Biene kein Apfel. Zum anderen würden wir alle nicht wisssen wollen, wie es ohne aasfressende Insekten in unserer Landschaft aussehen und vor allem riechen würde, ganz zu schweigen von Seuchen oder Krankheiten, die sich dann ungehemmt ausbreiten könnten. Weiterhin sind Insekten Futterquelle für ein Milliardenheer von Kleintieren wie Igeln, Vögeln oder Fledermäusen. Wenn die Insekten verschwinden, nehmen auch die Vogelbestände ab, was aktuell ebenfalls von jedem Vogelfreund beobachtet werden kann. Der letzte Punkt betrifft die Funktion der Insekten in den Kreisläufen der Natur. 75 Prozent aller Tiere sind Insekten mit unterschiedlichsten Aufgaben. Der Wissenschaftler zeichnete das Bild einer Hängematte, in der ein Mensch liegt. Je mehr Fäden, also Arten miteinander verwoben sind, desto stabiler ist das System. Gehen zu viele Arten verloren, reißt irgendwann das Netz und es kommt zu einem Dominoeffekt: Eine Art reißt die andere mit sich. Der Mensch macht eine Bruchlandung.

Die Probleme, Ursachen und Folgen sind seit langem hinreichend bekannt. Die Politik reagiert jedoch mit Schweigen, speist die Bevölkerung mit „Peanuts“, also fast wirkungslosen Maßnahmen ab und baut sogar immer höhere Hürden für die Forschung auf, beklagte sich Dr. Segerer. Immer noch geht Profit über Gemeinwohl. Deutschland verbraucht 3,2 mal soviel Ressourcen wie nachwachsen. Papst Franziskus ist da schon viel weiter und sagt in der Enzyklika „Laudato Si“: Dazu haben wir kein Recht! Oder sollte man den Politikern einen Besuch im All verordnen, damit sie die Verletzlichkeit der Erde sehen und sich wie der Astronaut Alexander Gerst bei zukünftigen Kindern und Enkeln entschuldigen, wie zerstörerisch wir mit unserem Planeten umgegangen sind?

Letztendlich wird keiner von uns eine Entwicklung wie auf der Osterinsel Rapa Nui wollen. Wälder, Fischbestände und Boden wurden ausgebeutet und ausgelaugt; durch eine nicht nachhaltige Nutzung haben die Bewohner ihre Insel ökologisch „an die Wand gefahren“. Was folgte, waren Kriege und eine um 80 Prozent geschrumpfte Bevölkerung. Wenn also aus der Politik keine Reaktion kommt, sollten wir selber aktiv werden, um unsere schöne Erde und uns zu erhalten.

Was ist also zu tun? Am wichtigsten ist es laut Dr. Segerer, unsere Flur wieder insektenfreundlicher zu gestalten. Dazu müssen dringend Dünger und Pestizide in der Landwirtschaft reduziert und der Ökolandbau ausgebaut werden. Und dazu kann jeder einzelne über sein Einkaufsverhalten und einen geringeren Fleischkonsum beitragen. Bäuerliche Kleinbetriebe müssen lebensfähig bleiben. Biotope müssen vernetzt werden, indem Hecken und Wegränder unbearbeitet bleiben. Einen kleinen, aber aktiven und sofort wirksamen Beitrag kann jeder Gartenbesitzer beisteuern: Einheimischen Gehölzen und Wildblumen Raum geben, weniger mähen, Wildwuchs zulassen.

Und schließlich hat es jeder Wahlberechtigte in der Hand, den Insekten und dem Umweltschutz eine Stimme zu verleihen. Aktuell heißt das, sich vom 31.1. bis 13.2. im Rathaus für das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ einzutragen. Mit über 170 Bündnispartnern ist eine noch nie dagewesene Bewegung entstanden. Die Bienen zu retten heißt letztendlich die Kulturlandschaft, damit die Kleinbauern und Ökobetriebe und am Ende uns selbst, unsere Kinder und Enkel zu retten.

Die Ursachen des Insektensterbens:

Seine Anfänge nahm der Insektenschwund mit der industriellen und der Agrarrevolution.

  • Verlust oder Umnutzung ganzer Lebensräume: 52 Prozent der Fläche in Deutschland sind landwirtschaftliche Nutzfläche. Durch die intensive Landwirtschaft werden beispielsweise für Insekten wichtige, artenreiche Blumenwiesen verdrängt. Auch der Flächenfraß vernichtet täglich ca. 13 Hektar in Bayern.
  • Verinselung der Restflächen: In Naturschutzgebieten können zwar seltene Arten erhalten werden, jedoch fehlt ihnen der Austausch mit anderen Individuen. Genetische Verarmung führt zu einem Rückgang der Arten.
  • Überdüngung: Zwei Drittel des Stickstoffs werden von der Landwirtschaft ausgebracht, ein Drittel entsteht aus Stickoxiden von Industrie und Verkehr. Ausdünstungen der Stickstoffverbindungen sorgen für eine überregionale Verbreitung und verteilen sich auch auf Naturschutzgebiete oder Wälder. Das Stickstoffaufkommen ist 20 mal, stellenweise 100 mal so hoch wie im vorindustriellen Vergleich. Mittlerweile übersteigen die Kosten der Wasser- Luft- und Bodenverschmutzung durch Stickstoffeinträge einschließlich der gesundheitlichen Folgen den Nutzen.
  • Überregionale Vergiftung mit Pestiziden: Besonders die Neonikotinoide, die 10.000 mal giftiger als DDT sind, machen den Insekten schwer zu schaffen. Mittlerweile sind sie weltweit in der Umwelt nachweisbar.

Zu diesen vier Ursachen kommen noch der Straßenverkehr und die Lichtverschmutzung als weitere schädigende Faktoren.

Der Wissenschaftler warnte davor, die Landwirte an den Pranger zu stellen, da die Probleme im System wurzeln. Um das Insektensterben zu stoppen, sind eine Agrarwende und eine ökosoziale Marktwirtschaft dringend erforderlich.