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16.03.2024 Jahreshauptversammlung und Vortrag "Klimawandel und Kirche"

Cham.- Am Samstagabend fand in Cham die Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz statt. Nach einem Rückblick über die zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten im letzten Jahr hielt Beate Eichinger, Umweltbeauftragte der Diözese Regensburg, einen Vortrag zum Thema „Klimawandel und Kirche“.

Eine wichtige Erkenntnis an diesem Abend war, dass der BUND Naturschutz, das Bundesverfassungsgericht und Papst Franziskus gemeinsam für eine effektivere Klimapolitik eintreten. Vorsitzender Robert Kurzmann betonte, dass die Erneuerbaren Energien ein wichtiges Thema für den BN seien. Das Ziel Bayerns sei es, bis 2040 klimaneutral zu werden, doch „in der Vergangenheit wurden viele Fehler von der bayerischen Regierung gemacht“, beklagte der Vorsitzende. So wurde die Stromtrassenführung von Nord nach Süd ausgebremst und der Ausbau der kostengünstigen Windenergie durch die – immer noch bestehende - 10 H-Regel praktisch zum Erliegen gebracht. Nach einer Studie der OTH Regensburg wird Bayern bei gleich bleibenden Tempo erst im Jahr 2303 Klimaneutralität erreichen. Ein eindeutiger Verstoß gegen kommende Generationen, urteilte das Bundesverfassungsgericht.
Anlass zur Freude gab die Abschaltung des letztes Atomkraftwerks im letzten Jahr. Bei einer Laufzeitverlängerung wären sehr hohe Zusatzkosten für gesetzliche vorgeschriebene Überprüfungen fällig geworden. Eine sehr teure Art, Strom zu erzeugen, so Kurzmann. Viele Exkursionen seien von der Kreisgruppe durchgeführt worden, beispielsweise zum Bio-Gemüsebetrieb Weindl. Ein Ziel des Bienenvolksbegehrens sei es gewesen, den Anteil des Bio-Anbaus bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Der Landkreis Cham sei momentan mit knapp 5 Prozent oberpfalzweit Schlusslicht und habe großen Aufholbedarf, mahnte der Vorsitzende. Vielfältige Veranstaltungen und Aktionen wie praktische Heckenpflege, Biotoppflegearbeiten, Gründung einer Jugendgruppe, Umweltbildung oder Artenhilfsprogramm Feuersalamander hat die Kreisgruppe im letzten Jahr durchgeführt. Auch die Kasse stimmte dabei, wie die Entlastung der Schatzmeisterin zeigte. Für September 2024 lud der Vorsitzende zur Jubiläumsfeier der Kreisgruppe ein und appellierte dazu, sich bei der Europawahl für die Belange des Naturschutzes einzusetzen.

Beate Eichinger ist Leiterin der Fachstelle Umwelt und soziale Gerechtigkeit in der Diözese Regensburg. Sie erläuterte in ihrem Vortrag „Klimawandel und Kirche“, dass in der 2015 von Papst Franziskus verfassten Enzyklika „Laudato si“ „klipp und klar“ Stellung genommen worden sei, Arten- und Kimaschutz voranzubringen. Das 2023 erschienene „Laudate Deum“ findet erneut sehr deutliche Worte zu der „Lethargie der Gesamtgesellschaft … und der aufhetzerischen Diskursverschiebung“, in der sich Natur- und Umweltschützer plötzlich für ihr – dringend notwendiges – Tun verteidigen müssten, so die Theologin. Die Diözese Regensburg unterstützt mit einem Klimaschutzprojekt Pfarreien, Einrichtungen und Mitarbeiter, zum Beispiel bei der Gebäude-Energieberatung, für einen Heizungstausch, Wechsel des Stromanbieters oder Photovoltaik-Anlagen auf Kirchendächer. Als positives Beispiel nannte die Referentin die Kirche in Lederdorn: Dort erzeugt seit Herbst 2022 eine PV-Anlage auf dem Dach umweltfreundlichen und kostengünstigen Strom.


Schädliche Palmsonntags-Tradition: Weidenkätzchen nicht abschneiden

Palmkätzchen, auch Weidenkätzchen genannt, sind im Frühling und zur Osterzeit als Deko beliebt. Auch Wildblumen für einen schönen Strauß abzuschneiden ist verlockend, damit schadet man aber Bienen und anderen Insekten.

Die Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz in Bayern bittet gerade im Frühling um Rücksicht auf die Natur: „Wildbienen und Schmetterlinge brauchen im Moment jede Nahrungsquelle. Die blühenden Weiden, wie sie bei uns im Landkreis zahlreich an Gewässerrandstreifen wachsen, oder Schlüsselblümchen sind mit ihrem Pollen und Nektar in dieser noch blütenarmen Zeit ganz wichtig“, appelliert Robert Kurzmann, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Cham. „Genießen Sie die Schönheit der aufblühenden Natur und das Brummen und Summen an den Kätzchen am besten in der Natur.“

Etliche blühende Weidenarten sind für die Insekten, die schon unterwegs sind, eine wichtige Nahrungsquelle. In der freien Landschaft blühen ansonsten noch nicht allzu viele Pflanzenarten. Insbesondere die Bienen brauchen nach dem harten Winter dringend Energie für den Aufbau der Bienenvölker. Eine der wichtigsten Nahrungsquellen zu Frühlingsbeginn sind dabei die Weidenkätzchen, die bei uns gerne zum Palmsonntag geschnitten werden. Weidenblüten haben einen hohen Nährwert und versorgen die hungrigen Insekten mit wertvollem Eiweiß und Fetten. Auch Hummeln, Käfer, Schmetterlinge und andere Insektenarten und sogar einige Vogelarten wie der Zilpzalp oder Meisen nutzen sie als Nahrung.

Für Ostersträuße sollte man also von der beliebten Salweide oder anderen Wildblumen die Finger lassen. Auch wenn das Mitnehmen kleiner Mengen von Wildblumen grundsätzlich erlaubt ist, appelliert der BN eindringlich, die Pflanzen in der Natur zu lassen (genauere Info siehe unten).

Um Wildbienen und andere Insekten zu schützen, sollte man für den Osterstrauß auf Forsythien zurückgreifen, so der Rat der BN-Kreisgruppe Cham: "Für die Wohnung können Zweige der Forsythien aufgestellt werden; die zwar hübsch anzusehen sind aber weder Nektar noch Pollen produzieren und damit für Insekten damit wertlos sind", erklärt Kurzmann.

Auch Gartenbesitzer können viel für Insekten tun: Pflanzen Sie verschiedene heimische Sträucher und Kräuter, die möglichst weit über das Jahr verteilt blühen und Nektar und Pollen bieten. Im Frühjahr bieten neben Weiden zum Beispiel Schlüsselblumen, Lungenkraut, Lerchensporn oder Sträucher wie die Kornelkirsche und die Schlehe für Insekten wichtige Nahrung.

Hintergrund zur Rechtslage:
Nach Art. 16 (1) des Bayerischen Naturschutzgesetzes (Schutz bestimmter Landschaftsbestandteile) ist es verboten, „Hecken, lebende Zäune, Feldgehölze oder -gebüsche einschließlich Ufergehölze oder -gebüsche zu roden, abzuschneiden, zu fällen oder auf sonstige Weise erheblich zu beeinträchtigen“. Erlaubt ist lediglich ein schonender Form- und Pflegeschnitt zur Beseitigung des Zuwachses. „Erhebliche Beeinträchtigungen” sind nach der Rechtsprechung mehr als bloß „geringfügige Beeinträchtigungen”. Man darf also ein paar Äste abschneiden, aber auch nicht mehr.

Zudem gilt das generelle Verbot des Bundes-Naturschutzgesetzes, §39 (1), wonach es verboten ist, in mehr als geringen Mengen „wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten.“ (Handstrauß-Regelung). Für Gehölze gilt zudem §39 (5): „Es ist verboten, Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden, auf den Stock zu setzen oder zu beseitigen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung von Bäumen.“
 


07.03.2024 Zum Schutz der Artenvielfalt – Rasen länger stehen lassen

Je später man nach dem Winter das erste Mal den Rasen mäht, desto besser ist das für die Wildblumen. Dies wirkt sich positiv auf die Insekten- und damit die Vogelpopulation aus. Am besten mit Balkenrasenmäher oder einer Sense mähen.
Leider gilt inzwischen auch in einem von der Natur so reich gesegneten Landkreis wie Cham: Kaum wird es ein bisschen wärmer und der Rasen sprießt, werden vielerorts die Rasenmäher rausgeholt. Für den Artenschutz ist dies allerdings fatal, wie die BN-Kreisgruppe Cham betont. Sie rät dazu, den Rasenmäher noch einige Woche im Schuppen zu lassen. „Wer seinem Rasen Zeit gibt, damit auch die Wildpflanzen wachsen können, deckt zahlreichen Insekten den Tisch. Viele Wildpflanzen blühen nämlich erst im Juni oder Juli. Wenn sie bereits vor ihrer Blühte abgemäht werden, können sie sich weder fortpflanzen noch als Nahrung für Insekten dienen“, erklärt Robert Kurzmann, Vorsitzender der Kreisgruppe Cham. Nicht zuletzt profitieren davon die Honigbiene und mit ihr die Imker.

Ein möglichst kurzer Rasen ist für viele Menschen leider immer noch ein Zeichen für einen gepflegten und schönen Garten. „Das liegt aber im Auge des Betrachters“, findet Kurzmann. „Wenn ich einen hohen, wilden Rasen sehe, dann weiß ich: Hier wohnt ein Naturfreund, dem die Pflanzen und Tiere am Herzen liegen. Das ist mir viel sympathischer als ein kurz geschorener englischer Rasen!“

Wird der Rasen irgendwann doch zu lang, empfiehlt es sich mit einem so genannten Balkenrasenmäher oder einer Sense zu mähen, rät die BN-Kreisgruppe. Damit werden die langen Halme am unteren Ende abgeschnitten und können noch etwas liegen bleiben. Dadurch können die Pflanzen die Samen noch eine Weile verstreuen und Insekten können flüchten. Ein normaler Rasenmäher häckselt die Stiele und Stängel stattdessen klein. 
 


01.03.2024 Fünf Jahre nach dem Bienenvolksbegehren - sind die Bienen jetzt gerettet?

Vor fünf Jahren erzielte das Bienenvolksbegehren einen großen Erfolg, 1,7 Millionen Bürger sprachen sich für einen besseren Schutz der Insekten aus. Sind die Bienen also jetzt gerettet? Dieser Frage ging Dr. Segerer in seinem Vortrag am Freitagabend nach, den der BUND Naturschutz gemeinsam mit dem Bienenzuchtverein Falkenstein veranstaltet hatte. Anlass dazu war die Ehrung des Vereins durch die Kreisgruppe des BN für 50-jährige Mitgliedschaft.

Das ist „leider kein lustiges Thema, ich werde Sie ziemlich runterziehen“, warnte der Referent gleich zu Beginn. „Die Erde hat begrenzte Kapazitäten“, wenn das natürliche Gleichgewicht nicht mehr intakt ist, reicht womöglich nur ein kleiner Tropfen, um für uns Menschen zum Riesenproblem zu werden, erklärte der Insektenforscher an der Zoologischen Staatssammlung München und Präsident der Münchner Entomologischen Gesellschaft. Wir befinden uns mitten im 6. großen Massen-Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. Zur Verdeutlichung: Die vergangenen vergleichbaren Ereignisse in der Erdgeschichte hatten Vulkanausbrüche oder – wie beim Aussterben der Dinosaurier – Asteroideinschläge als Ursachen. Doch unser jetziges ist allein menschengemacht. Dabei ist die Geschwindigkeit, mit der Arten unwiderruflich von unserm Planeten verschwinden, in den letzten Jahrzehnten rasant gestiegen. Am Beispiel der Bayerischen Schmetterlinge heißt das: Bis Anfang der 90er Jahre waren 100 Arten ausgestorben, 2021 aber bereits über 300! Diese auf Fakten basierenden Studien sind weltweit gleich und auch für jeden einzelnen von uns nachvollziehbar, so der Wissenschaftler. Denn in den Sommermonaten kleben fast keine Insekten mehr an der Windschutzscheibe des Autos.

Leider funktioniert es nicht, sich mit einem „Was gehen mich die Insekten an?“ aus der Verantwortung zu stehlen. Denn Insekten stellen die größte Tiergruppe der Welt, drei Viertel aller Lebewesen sind Insekten, und sie sind systemrelevant, heißt: Wenn es den Insekten schlecht geht, haben wir alle ein Riesenproblem. Der Biodiversitätsforscher erklärte anhand von vier Punkten, wie tief Insekten mit unserem Leben vernetzt sind. Zum einen sind 90 Prozent unserer Pflanzenarten und drei Viertel unserer Nutzpflanzen auf Bestäubung angewiesen. Insekten erwirtschaften also weltweit einen wirtschaftlichen Nutzen von mehr als 150 Milliarden Euro pro Jahr für uns. Oder kurz gesagt: Ohne Biene kein Apfel. Zum anderen die Rolle als Gesundheitspolizisten. Wir alle würden nicht wissen wollen, wie es ohne aasfressende Insekten in unserer Landschaft aussehen und vor allem riechen würde, ganz zu schweigen von Seuchen oder Krankheiten, die sich dann ungehemmt ausbreiten könnten. Weiterhin sind Insekten kostenlose natürliche Schädlingsbekämpfer. Am Beispiel des Puppenräubers, eines Käfers, der Schwammspinner frisst, erklärte Segerer das komplexe Räuber-Beute-Gleichgewicht. Ohne Puppenräuber wird der Schwammspinner chemisch bekämpft, was aber wiederum vielen anderen Insekten in Eichenwäldern schadet und auch für uns alles andere als gesund ist. Und letztendlich sind Insekten Nahrungsquelle für ein Milliardenheer von Kleintieren wie Igeln, Vögeln oder Fledermäusen. 50 Prozent unserer Vogelpopulation ist bereits verschwunden, und ein Grund dafür ist Nahrungsmangel.
Der Wissenschaftler zeichnete das Bild einer Hängematte, in der ein Mensch liegt. Je mehr Fäden, also Arten miteinander verwoben sind, desto stabiler ist das System. Gehen zu viele Arten verloren, reißt irgendwann das Netz und der Mensch macht eine Bruchlandung. Auf unglaubliche 125 Billionen US-Dollar beläuft sich der Marktwert der Ökosystemleistungen, also das, was Tiere und Pflanzen umsonst für uns leisten. Zum Vergleich: Das weltweite Brutto-Inlands-Produkt 2020 brachte es gerade mal auf 85 Billionen US-Dollar. Kurz: Das Artensterben beeinflusst, wie und ob der Mensch überlebt, so der Wissenschaftler.

Zurück zum Volksbegehren mit 1,7 Millionen Unterzeichnern: Zentrale Ziele waren eine Steigerung des Ökolandbaus auf 30 Prozent, Biotopverbund auf 15 Prozent der Landesfläche, Gewässerrandstreifen und Verzicht auf Pestizide in Schutzgebieten. Einige Fortschritte wurden in den Bereichen Vertrags-Naturschutzprogramm, Streuobstpakt und der Förderung von Blühflächen erzielt, doch „die entscheidenden Stellschrauben werden wohl verfehlt“, beklagte Segerer. Gegen Pestizidreduktion und Flächenstilllegung gibt es massiven Gegenwind bei den konservativen Gruppen in der EU. Deswegen kommt der Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Bienen leider nicht gerettet sind. Landwirte und Naturschützer sollten sich endlich als Partner und nicht als Gegner verstehen; auch Imker und Schützer von Wildbienen sollten sich gemeinsam um ein besseres Nahrungsangebot und eine Ausweitung von mehrjährigen Blühflächen bemühen. Jeder einzelne kann dazu beitragen, die Insekten zu schützen, indem man Produkte aus industrieller Landwirtschaft und Fischerei meidet und stattdessen den Ökolandbau stützt. Aktionen zur kommunalen Diversität hob der Referent genauso hervor wie die Bildungs- und Umweltschutzarbeit der Umweltverbände. Und er erinnerte an die kommende Europawahl, bei der man sich als Wähler für die Insekten einsetzen kann – damit die Bienen doch noch gerettet werden.

 

Die Ursachen des Insektensterbens:

Seine Anfänge nahm der Insektenschwund mit der industriellen und der Agrarrevolution.

  • Verlust oder Umnutzung ganzer Lebensräume: 52 Prozent der Fläche in Deutschland sind landwirtschaftliche Nutzfläche. Durch die intensive Landwirtschaft werden beispielsweise für Insekten wichtige, artenreiche Blumenwiesen verdrängt. Auch der Flächenfraß vernichtet täglich hektarweise Insektenland in Bayern.

  • Verinselung der Restflächen: In Naturschutzgebieten können zwar seltene Arten erhalten werden, jedoch fehlt ihnen der Austausch mit anderen Individuen. Genetische Verarmung führt zu einem Rückgang der Arten.

  • Überdüngung: Zwei Drittel des Stickstoffs werden von der Landwirtschaft ausgebracht, ein Drittel entsteht aus Stickoxiden von Industrie und Verkehr. Ausdünstungen der Stickstoffverbindungen sorgen für eine überregionale Verbreitung und verteilen sich als So genannte „Luftdüngung“ erreicht auch auf Naturschutzgebiete oder Wälder. Das Stickstoffaufkommen ist 20 mal, stellenweise 100 mal so hoch wie im vorindustriellen Vergleich. Mittlerweile übersteigen die Kosten der Wasser- Luft- und Bodenverschmutzung durch Stickstoffeinträge einschließlich der gesundheitlichen Folgen den Nutzen.

  • Überregionale Vergiftung mit Pestiziden: Besonders die Neonikotinoide, die z. T. 10.000 mal giftiger als DDT sind, machen den Insekten schwer zu schaffen. Mittlerweile sind sie weltweit in der Umwelt nachweisbar. Aber auch der Unkrautvernichter Glyphosat schädigt und ist sogar im Urin von 80 Prozent aller Menschen messbar.

Durch diese Faktoren geschwächt, haben Insekten auch noch mit Lichtverschmutzung, invasiven Arten und dem Klimawandel als weitere schädigende Faktoren zu kämpfen.

Der Wissenschaftler stellte klar, dass nicht die Landwirte schuld an dieser schockierenden Entwicklung haben, sondern dass die Probleme im System wurzeln. Um das Insektensterben zu stoppen, sind eine Agrarwende und eine ökosoziale Marktwirtschaft dringend erforderlich.

 

 

 


28.02.2024 Schlehen für Kiesried

Kiesried.- Es war eine stachlige Angelegenheit, aber die Aktiven des BUND Naturschutz sind zufrieden über die gepflanzten Schlehenbüsche. Jetzt ist die bestehende Hecke im BN-Biotop wieder dichter und bietet Schutz für viele Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Solche Kleinbiotope sind auch deshalb wichtig in der Landschaft, weil sie Wanderkorridore für die Tiere bilden, an denen auch die Wildkatze entlanggeht. Nicht zuletzt wirken sie sich auch positiv als Wind- und Erosionsschutz für das angrenzende Feld aus und schaffen ein gutes Kleinklima. Weitere ähnliche Aktionen der Kreisgruppe Cham sind geplant, aktive Naturfreunde gerne willkommen bei cham@bund-naturschutz.de.


22.02.2024 Amphibienwanderung

Noch nie waren die Temperaturen im Januar so hoch wie in diesem Jahr. Das hat auch Auswirkungen auf die Amphibien, die mancherorts bereits mit ihrer alljährlichen Wanderung zu den Laichplätzen begonnen haben. Bald werden sie massenhaft unterwegs sein. Oft müssen sie Straßen queren und laufen dabei Gefahr, zu Hunderttausenden überfahren zu werden.
 
Um die Tiere vor diesem Schicksal zu bewahren, startet der BUND Naturschutz jedes Jahr Bayerns größte Artenschutzaktion. Rund 6.000 freiwillige Helferinnen und Helfer betreuen Schutzzäune an Straßen, damit die Amphibien nicht auf die Straße laufen. Damit bewahren sie jährlich bis zu 700.000 Amphibien vor dem Tod durch Überfahren-Werden. So haben die Aktiven im BUND Naturschutz schon viele Amphibien-Populationen vor dem Aussterben gerettet.
 
 Für diese große Rettungsaktion sucht auch die Kreisgruppe Cham im BUND Naturschutz noch Helferinnen und Helfer. Wer gerne in diesem Rahmen für zwei bis drei Wochen im Jahr praktische Naturschutzarbeit leisten will meldet sich bitte in der Geschäftsstelle Cham. Vor allem für den Bereich Strahlfeld und Zell bräuchten die dortigen Betreuer dringend Unterstützung, damit die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Die neuen Helfer werden fachkundig in die Arbeit eingewiesen.

 

 

 


20.02.2024 Windkraft in Bürgerhand

Eschlkam.-Wolfgang Degelmann ist bekennender Windenergie-Fan. Seit fast 30 Jahren führt er die Geschäfte der ersten Windkraftanlage in Bürgerhand. Das leise „Wupp – wupp“ der Flügel ist bei den meisten Wetterlagen nicht zu hören. Dafür umso deutlicher ein Geräusch in seiner Vorstellung: Bei jeder Umdrehung fällt ein 10-Cent -Stück in den Geldbeutel der Bürger*innen, die das Windrad im Rahmen einer Kommanditgesellschaft finanziert haben.

Ausgangspunkt für den sehr gut besuchten Vortrag am Dienstagabend im Rathaus Eschlkam war das 50-jährige Jubiläum der Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz. Da die Gemeinde Eschlkam von Anfang an Mitglied ist, organisierte BN-Vorsitzender Robert Kurzmann den Vortrag in Absprache mit Bürgermeister Florian Adam zur Ehrung der Gemeinde.

Im Landkreis Hof, wo das Bürger-Windrad steht, herrschte in den siebziger und achtziger Jahren bei Inversionswetterlagen extrem schlechte Luft, bedingt durch die geographische Lage. Viele Kinder litten an Pseudo-Krupp, so dass schadstofffreie Energieerzeugung das große Thema war, berichtete Degelmann. Wie alle mittlerweile wissen, steigt außerdem die durchschnittliche Temperatur auf der Erde mit steigender CO2-Konzentration an. Die Erhöhung auf 1,5-Grad zu begrenzen, ist mittlerweile nahezu nicht mehr zu schaffen; je höher der Anstieg ausfällt, desto katastrophaler wirkt sich das auf die Umwelt und unser menschliches Leben aus. 2023 brachte einen neuen Rekord am weltweiten CO2-Ausstoß, und der Trend nach oben ist nahezu ungebrochen. Wir brauchen also schnell Erneuerbare Energien statt fossiler Brennstoffe, so der Referent.
Im Vergleich der Erneuerbaren zeigt sich, dass die Windkraftanlagen nicht nur am effektivsten sind, sondern auch, gemessen an der Leistung, den geringsten Platz brauchen (siehe Kasten). Noch dazu sind moderne Anlagen heute 100-fach so leistungsfähig wie noch 1980. Um bei uns im Binnenland die bestmögliche Energieausbeute zu erzeugen, muss man hohe Anlagen bauen. Doch wo sollen Windräder stehen? Während Autobahnen mit gigantischen Drehkreuzen klaglos hingenommen werden, regt sich gegen eine Windkraftanlage häufig Protest. Ein Windrad im Wald wird mit Skepsis betrachtet. Ist der Wald durch z.B. den Borkenkäfer großflächig abgestorben wie in Teilen des Frankenwaldes, geht der Protest gegen Null. Aber muss es erst soweit kommen? Windkraft wirkt der Klimakatastrophe entgegen. Und je mehr die Bürger beteiligt werden, desto größer ist auch die Akzeptanz für den Standort. Das Fazit des Referenten lautet deshalb, dass Windkraft in Bürgerhand gehört.

Aktuell werden 26 % des Stroms in Deutschland aus Windenergie erzeugt, in Bayern nur 6,7 %. Ab 2016/17 brach der Ausbau der Windenergie wegen der bayerischen 10 H – Abstandsregel ein. Die Zielvorgabe der bayerischen Regierung lautet, bis 2027 auf 1,1 % der Fläche Windvorranggebiete auszuweisen, bis 2032 1,8 Prozent.

Zurück zu den Anfängen der WINNERGIE im Landkreis Hof. Vor dem Bau 1995 musste die Kommanditgesellschaft das nötige Kapital sammeln.70 Kommanditisten, Bürgerinnen und Bürger aus der Region, haben mit Einlagen zwischen 1.000 und 20.000 DM das 1,3 Mio. DM teure Projekt ermöglicht. 4 Monate benötigte der Geschäftsführer, um das nötige Kapital beisammen zu haben. Heute würde das nur 24 Stunden dauern, „weil jeder weiß, dass was dran verdient ist“, so Degelmann. Die Wertschöpfung bleibt so zu 100 Prozent in der Region. Der Bürger profitiert davon in Form einer finanziellen Rendite oder eines günstigeren Strompreises, je nach Beteiligungsmodell und Verhandlung.
Im Landkreis Hof produziert das Windrad seit nunmehr fast 30 Jahren sauberen, umweltfreundlichen Strom. Damit dreht es sich schon zehn Jahre länger, als die Lebensdauer damals kalkuliert wurde. Nach einem Rückbau ist die Landschaft wieder unversehrt da – im Gegensatz zum Braunkohletagebau.

Im vollbesetzten Saal gab es im Anschluss viele Fragen wie zum Geräuschpegel. Der Referent wohnt selber nur 700 Meter von einem fast 200 Meter hohen Windrad entfernt. Nur an etwa 10 bis 15 Tagen im Jahr ist die Anlage mit einem „wupp – wupp“ überhaupt zu hören, berichtete Degelmann. Das Geräusch tritt auf, wenn ein Flügel am Mast vorbeistreicht. Moderne, höhere Windkraftanlagen drehen sich aufgrund der größeren Rotoren langsamer und sind somit für das Auge wesentlich angenehmer. Viele andere Aspekte wurden nachgefragt: Die Reparaturen einer Windkraftanlage kann man durch vollumfängliche Wartungskonzepte absichern lassen. Bei mangelndem Netz kann, wie im Hofer Nachbarlandkreis Wunsiedel, eine Anlage für Elektrolyse überschüssige Energie in Wasserstoff umwandeln. Blitzschlag hat in Sellanger in 30 Jahren nie einen Schaden verursacht. Vogelschlag kommt eher selten vor und im Vergleich zur Kollisionen mit der Bahn und dem Autoverkehr liegt er bei einer Windkraftanlage nur bei 0,1 Prozent. Bei besonders geschützten Fledermäusen gibt es mittlerweile Abschaltautomatiken. Schattenwurf an einer Wohnbebauung ist nur für 28 Stunden pro Jahr erlaubt.
Abschließend empfahl der Experte, frühzeitig mit den Planungen anzufangen und nach geeigneten Flächen Ausschau zu halten. Den Schlüssel zum Erfolg bilde die Bürgerbeteiligung. Die gibt es im Landkreis Cham bereits: Die Bürgerenergie Bayerwald finanziert und baut genossenschaftlich Anlagen von Erneuerbaren Energien.

Extra Kasten:

Haus, Heizen, Urlaub, Handy - unser Lebensstil verursacht CO2-Emissionen. Die Erneuerbaren Energien unterscheiden sich im Ertrag und im Platzbedarf.
Wieviel Energie wird auf 1 ha Fläche jährlich erzeugt?

1 ha Wald: 20.000 kWh Wärme pro Jahr (entspricht etwa 2.000 l Heizöl) aus dem Restholz

1 ha Silomais in der Biogasanlage: 20.000 kWh Wärme und 16.000 kWh Strom

1 ha Photovoltaik: 1 Million kWh Strom

1 Windrad (8 MW, 1.900 Stunden Volllast): 15 Millionen kWh Strom

 

Vergleicht man den Platzbedarf von einem Windrad für die gleiche Leistung, so ergibt sich pro Jahr:
1 Windrad entspricht 15 ha Photovoltaik entspricht 417 ha Mais für Biogasanlage entspricht 750 ha Wald

 

 

 


Augen auf beim Blumenkauf

Rosen sind besonders mit Giftstoffen belastet und nicht nachhaltig, Tulpen unbedenklicher. Auf Fairtrade-Siegel achten. Beste Wahl sind Bio-Blumen und heimische Pflanzen. Es müssen nicht immer Schnittblumen sein.

Ob zum Valentinstag, Muttertag, Geburtstag oder einfach nur mal so: Blumen gehören einfach dazu. Und die Auswahl ist riesig: Tulpen, Rosen, Narzissen, Freesien, Anemonen, Ranunkel – es gibt unzählige schöne Blumen in vielen traumhaften Farben. Aber wie umweltfreundlich ist der Blumengruß eigentlich? Die Kreisgruppe Cham des BUND Naturschutz in Bayern rät, gerade zum Valentinstag Blumen mit dem Fairtrade-Siegel oder einem Bio-Siegel zu verschenken. Denn insbesondere Rosen, die in Deutschland im Winter angebotenen werden, sind oft mit Pestiziden belastet und führen zu Problemen in den Herstellerländern.

Im Winter kommen die Rosen hauptsächlich mit dem Flugzeug aus Kenia, die dort mit enormem Wasserverbrauch gezüchtet werden – die Folgen für die Bevölkerung sind gravierend. Deutschland importiert jährlich hunderte Millionen Rosen direkt aus Kenia. Ungefähr zwei Drittel aller Zimmer- und Zierpflanzen werden im globalen Süden kultiviert oder vorgezogen, was neben dem hohen Wasserverbrauch häufig mit intensivem Pestizideinsatz einhergeht. Auch in der Rosenproduktion werden zahlreiche und zum Teil gefährliche Gifte gespritzt. Auf getesteten Rosen sind oftmals Rückstände mehrerer Pestizide nachweisbar*. Diese Stoffe schädigen vor allem die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter im Rosenanbau, die zumeist unter schlechten Bedingungen tätig sind. Robert Kurzmann, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Cham erklärt: „Viele der eingesetzten Mittel gegen Pilzerkrankungen oder Schadinsekten bei Blumen sind krebserregend oder schädigen das Hormonsystem. Auch für Blumenverkaufende können die Rückstände in Rosen noch ein Gesundheitsproblem sein.“

Wenn das Siegel "Fairtrade" auf dem Blumentopf, der Rose oder dem Blumenstrauß erkennbar ist, so verläuft die Blumenzucht nach besseren sozialen und ökologischen Standards als bei herkömmlichen Produkten: Die Beschäftigten werden fair entlohnt, auch Regeln zum Gesundheits- und Umweltschutz sind umfangreicher als bei "Standard-Blumen". Wer beim Blumenkauf auf dieses Siegel achtet, tut also auch den Beschäftigten vor Ort und der Umwelt etwas Gutes.

Als giftfreies Geschenk eignen sich Tulpen besser als Rosen. Pestizidrückstände werden hier seltener festgestellt, zudem wachsen diese Blumen meist in Mitteleuropa und die Transportwege sind kürzer – auch das schützt die Umwelt. Wunderschön sind auch Kirsch- oder Forsythien-Zweige, die in der warmen Wohnung vorzeitig zu blühen beginnen. Sie sind hierzulande heimisch, unbelastet und halten sogar länger als jede Schnittblume.

„Die beste Wahl“, so der BN-Experte, „sind Bio-Blumen oder Bio-Pflanzen, die möglichst noch aus der Region stammen. Bio-Blumen werden ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden und ohne Mineraldünger produziert. Auch chemische Hemmstoffe, die die Pflanzen klein halten, sind tabu ebenso wie Gentechnik.“ Geht das überhaupt, werden sich Einige Fragen. Ja, im Bio-Zierpflanzenanbau werden Schadinsekten mit Nützlingen wie Schlupfwespen, Raubmilben oder Marienkäfern reduziert statt die bienengefährlichen Neonikotinoide einzusetzen. Der Abstand zwischen den Pflanzen ist oft etwas größer. So kann die Feuchtigkeit reduziert werden mit dem Vorteil, dass weniger Pilzkrankheiten auftreten. Um die Abwehrkräfte der Pflanzen zu stärken, erhalten sie Pflanzenstärkungsmittel auf biologischer Grundlage.

Bio-Blumen gibt’s von den bekannten Bio-Anbauverbänden Demeter, Bioland und Naturland oder mit dem EU-Biosiegel. Verkauft werden sie in Naturkostläden, in Bio-Gärtnereien, auf Märkten oder in Hofläden direkt vom Produzenten. Und auch das ganze Jahr über kann man Bio-Pflanzen erhalten: Die Saison startet im Frühjahr mit Ranunkeln, Anemonen, Narzissen und Tulpen. Im Sommer gibt es dann eine riesige Palette Sommerblüher wie heimische Rosen, Lilien oder Sonnenblumen. Im Herbst blühen Dahlien, Astern, Chrysanthemen und Gräser, im Winter gibt es Christrosen und Weihnachtssterne im Angebot.

Es müssen auch nicht immer Schnittblumen sein, betont Kurzmann. „Es gibt auch jede Menge hübsche Frühjahrsblüher, Frühlingsprimeln oder Krokusse im Topf. Auch die kann man schön verpacken und man hat länger was davon. Auf dem Balkon, auf der Fensterbank und im Garten blühen sie lange weiter.“


*Rosentest: Ökotest 2017, Global 2000 – 2013

Weitere Informationen:
Eine Liste mit Bezugsquellen für Bio-Blumen: www.bio-zierpflanzen.de


Jahresrückblick 2023

Unsere vielfältigen Aktionen aus dem Jahr 2023 finden Sie hier.